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POP
CDs
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NEUES AUS
DER MUSIKWELT
Spain
SARGENT PLACE
Glitterhouse/Indigo CD
(40’)
Kleines Familientreffen: Als Band-
leader Josh Haden mit Spain am
ausgezeichneten
neuen Album
arbeitete, konnte er seinen Vater
Charlie Haden, der in einer unver-
gleichlichen Karriere Wegweisendes
mit Größen wie Ornette Coleman,
Keith Jarrett und Pat Metheny leiste-
te, bei „You And I“ am schnurrenden
Stehbass begrüßen. Und Schwes-
terchen Petra Haden, im letzten Jahr
selber mit ihrem A-cappella-Meilen-
stein „Petra Goes To The Movies“
in den Medien, schaute für zwei
Songs als Backgroundsängerin bzw.
Geigerin vorbei.
Mit den beiden Gästen und Mul-
titalent Gus Seyffert (Radiohead,
Norah
Jones,
Willoughby)
als
Produzent erschufen Spain einen
herrlichen Alternative Rock samt
Spurenelementen aus Jazz, Folk
und Blues. So ruhig und gelassen,
als stünden sie unter dem Einfluss
von Sedativa, musizierten die Man-
nen aus L. A. einen wunderbar weit-
räumigen Indierock-Sound. Ihre
famosen neuen Lieder handeln von
schmerzlichen Niederlagen („The
Fighter“), vom Staub, aus dem
wir geboren sind und zu dem wir
irgendwann zurückkehren werden
(„From The Dust“) oder von he-
raufziehenden dunklen Wolken, die
nichts Gutes verheißen („Sunday
Morning“).
Obwohl aus sämtlichen Titeln, aus-
nahmslos von Josh Haden verfasst,
ein unheilbarer Lebensüberdruss
und Weltschmerz spricht, fühlt sich
der gebannte Zuhörer keinesfalls
deprimiert. Denn am Schluss wartet
immer ein Fünkchen Hoffnung auf
eine (religiöse) Erlösung aus dem
irdischen Jammertal. Im gospelig-an-
rührenden Downtempo-Song „Let
Your Angel“ kommt die in Gestalt
eines rettenden Engels, in „It Could
Be Heaven“ ist es die Aussicht aufs
himmlische Jenseits, die Trost spen-
det. Glücklich der, der daran glauben
kann.
Harald Kepler
MUSIK A A A A A
KLANG A A A A A ~
1
David Crosby
CROZ
Rykodisc CD (auch als LP erhältlich)
(47’)
Mit „It Happens Each Day“, „Every-
body’s Been Burned“ und „Triad“
hatte David Crosby in jungen Jah-
ren Songs von einsamer Klasse
vorgelegt. Die von ihm und Sohn
James für „Croz“ komponierten
knüpfen eher und weit öfter an das
meditative Liedgut seiner Solo-LP
von 1971 an, wobei der 72-jährige
Crosby den Zuhörer auf Lebenslust
einstimmt mit Versen wie „Every
girl that left you/Every friend that
ran/Everything that broke you/Bury
it in the sand.“ Aufnahmetechnisch
erinnert das immer wieder an die
Wunderwerke, bei denen Henry
Lewy Mitte der 70er Jahre für Joni
Mitchell am Mischpult saß.
F. Sch.
MUSIK ★
KLANG A A A A
Robert Ellis
THE LIGHTS FROM
THE CHEMICAL PLANT
New West CD
(54')
Dieselbe Mischung aus Indie-Folk
und Country-verwandtem Liedgut
wie beim Debüt wollte Robert Ellis
bei op. 2 nicht weiter verfolgen: Er
eiferte mehr Vorbildern wie Paul
Simon und Randy Newman nach.
Tatsächlich erinnern die neuen
Songs eher an weltgeschmerzte
Betrachtungen des jungen James
Taylor. Wobei das weniger autobio-
grafische Confessiones eines an der
Nadel hängenden Junkie sind, son-
dern mehr distanzierte Beobach-
tungen wie „Bottle Of Wine“ über
Amerikas aktuelle Kokain-Kultur.
Manches ist, auch wo Schmerz und
Tod das Thema sind, wohlgefällig
klingend (über)produziert.
F. Sch.
Maximo Park
TOO MUCH INFORMATION
Vertigo/Universal CD (auch als LP erhältlich) (39')
Der Albumtitel könnte als An-
spielung auf die Informationsge-
sellschaft verstanden werden: Zu
viele Mails, Newsletter und Tweets
prasseln rund um die Uhr auf uns
herab. Sänger Paul Smith erklärt
uns den Titel aber vielmehr so, dass
man mehr bieten wolle als Main-
stream-Pop. Das fünfte Album zeigt
die Band wieder experimenteller,
mutiger und vielschichtiger als die
Vorgänger-CDs. Max'i'mo Park su-
chen stilistisch eher die Nähe von
Depeche Mode, Archiv Monkeys
und David Bowie als die von A-ha.
Diese Umorientierung ist richtig und
wichtig, aber Max'mo Park sind auf
ihrem positiven Weg der Verände-
rung noch nicht angekommen.
pb
Roger Cicero
WAS IMMER AUCH KOMMT
Benmont Tench
YOU SHOULD BE SO LUCKY
Starwatch/Warner CD
(49')
Blue Note/Universal CD (auch als LP)
(46’)
Nach der Trennung von seiner lang-
jährigen Freundin Kathrin, Mutter
des gemeinsamen Sohnes Louis,
zeigt sich Roger Cicero verletzlicher
und ernster als man ihn bislang
kannte. Unter dem Eindruck des
Beziehungs-Aus sinniert er auf dem
passablen fünften Album über das
Leben und die Liebe. Zum allzu vor-
hersehbaren Jazzpop eines kleinen
Ensembles singt der Hamburger
vom Ende einer Partnerschaft (in
einer verwässerten
Umsetzung
von Rio Reisers „Straße“), vom
Scheitern als Vater („Frag nicht
wohin“) und vom Annehmen des
eigenen Schicksals („Was immer
auch kommt“). Recht persönliche
Gedanken des Luftikus.
hake
Seit 37 Jahren gehört Benmont
Tench nun schon Tom Pettys Heart-
breakers an, unzählige Größen
haben ihn daneben für Studiosit-
zungen gebucht, doch erst jetzt gibt
der Keyboarder sein Solodebüt.
Mit Ryan Adams, Gillian Welch
und Ringo Starr im Gästeblock
hat er hierfür auf Analogtonband
einen Wärme abstrahlenden Sound
zwischen
Heartland-Rock
und
Folk eingespielt. Als Leadsänger
wirkt der Amerikaner mit seinem
dünn-zittrigen Stimmchen in guten
Eigenkompositionen und einem
Cover von Bob Dylans „Duquesne
W histle“ leicht überfordert, sein
Tastenspiel ist jedoch über jeden
Zweifel erhaben.
hake
m u s ik A A A kA
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m u s ik A A A A
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m u s ik A A kA A
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MUSIK ★
kA
KLANG A A A A
k l a n g A A A A A
KLANG A A A A
KLANG A A A ★
122 STEREO 4/2014
★ ★ ★ ★ ★ hervorragend I ★ ★ ★ ★ sehr gut I ★ ★ ★ solide I ★ ★ problematisch I ★ schlecht
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